Am 8. Mai jährte sich das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa zum 80. Mal – ein Tag, der als Tag der Befreiung in die Geschichte eingegangen ist.
Die Schülerinnen und Schüler des WPK „Kreatives Schreiben“ des 9. Jahrgangs haben diesen besonderen Anlass genutzt, um innezuhalten und ihre Gedanken zu diesem bedeutenden Datum festzuhalten.
In kurzen Texten, Gedichten und Reflexionen haben die Schülerinnen und Schüler ihre Gefühle und Überlegungen zum Ausdruck gebracht: Was bedeutet Freiheit heute? Wie fühlt es sich an, in einem Land zu leben, das seit acht Jahrzehnten in Frieden ist? Welche Verantwortung tragen wir, damit sich die Schrecken von damals nicht wiederholen?
Die Texte der Jugendlichen sind vielfältig – mal nachdenklich, mal hoffnungsvoll, manchmal auch kritisch. Sie zeigen, wie wichtig es ist, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und die Erinnerung wachzuhalten.
Denn der 8. Mai ist nicht nur ein Tag des Gedenkens, sondern auch ein Auftrag für die Zukunft: für Frieden, Toleranz und ein respektvolles Miteinander.
Wir laden Sie herzlich ein, die Stimmen unserer Schülerinnen und Schüler zu lesen und sich von ihren Gedanken inspirieren zu lassen.
S. Zimpel
(Kurslehrerin)
Warum Freiheit wichtig ist
Was bedeutet Freiheit? Ist Freiheit ein Gefühl, eine Emotion oder etwas ganz anderes? Und stimmt es, dass man Freiheit erst richtig fühlen kann, wenn man unter einer Unterdrückung gelitten hat?
Ich kann von Glück sagen, dass ich noch nie unter einer starken Unterdrückung gelitten habe. Ich habe nicht das miterlebt, von dem meine Großeltern so bestürzt berichten – dem Krieg. Wenn ich die Geschichten höre und in ihre aufgeregten, leicht besorgten Gesichter blicke, dann stelle ich mir vor, dass Freiheit nach einer solchen Situation vor allem eines bedeutet: Erleichterung. Wenn ich mir vorstelle, ich wäre zu dieser Zeit in dieser Situation, dann glaube ich, dass ich überwältigt wäre vor Glück und Freude. Der Moment, in dem alle Wünsche und Hoffnungen plötzlich ein kleines Stück mehr Realität werden. Dieser eine Augenblick, in dem all die Angst und Furcht, die in den vergangenen Jahren ständiger Bestandteil des normalen Alltags waren, für einige Minuten in weiter Ferne scheinen. Der Punkt, ab dem der Gedanke ,,Alles wird gut…” von Tag zu Tag realer wird.
Und genau das ist der Grund, warum der 8. Mai nicht in Vergessenheit geraten darf. Denn ja, Freiheit empfindet man anders, wenn man einen Teil seines Lebens in einer Unterdrückung verbracht hat. Gerade für die Generation, die das alles noch miterlebt hat, ist dieser Tag als Erinnerung wertvoll. Und die Generationen, die in Freiheit aufgewachsen sind, sollten diesen Tag ebenso wertschätzen, zwar nicht als Erinnerung, sondern als Zeichen, dankbar zu sein.
Jala, 9a
Befreiung ist die Entlassung in die Freiheit, nachdem man eingesperrt war. Ist das so, oder steckt noch mehr dahinter? Am achten Mai ist der Tag der Befreiung. Das Ende des Zweiten Weltkrieges. Man kann sich kaum vorstellen, was die Menschen damals wohl empfunden haben mochten. Erleichterung? Freude? Hoffnung? Oder vielleicht auch einfach gar nichts, da sie von dieser schweren Zeit ausgelaugt waren? Und wenn man selbst daran denkt, spürt man dann Erleichterung, dass die Menschen es geschafft haben einen so grausamen Krieg zu beenden, oder doch eher vielleicht Beunruhigung, dass etwas so etwas schreckliches in Zukunft wieder passiert? Vielleicht beides. Doch genau deshalb ist es so wichtig, sich zu erinnern, den Tag der Befreiung nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Wir dürfen nicht schweigen. Wir dürfen nicht vergessen. Damit so etwas Furchtbares nie wieder passiert. Man muss darüber sprechen und nicht den Mund halten. Krieg verändert Menschen. Ihr Körper ist frei, doch ihr Kopf und ihre Gedanken bleiben gefangen. Viele waren (und sind) danach nie mehr dieselben Menschen wie früher. Deshalb muss man dafür sorgen, dass solche Kriege nie mehr stattfinden können. Denn die Menschen sind dazu in der Lage. Sie könnten so viel schaffen, so viel bewegen. Wenn man es selbst in die Hand nimmt. Man darf nur nicht aufhören sich zu erinnern und genau dafür ist der achte Mai so wichtig. Er dient als Mahnung, aber auch als ein Symbol der Hoffnung.
Luana, 9d
Krieg ist etwas Schreckliches, das bezweifelt eigentlich niemand mehr. Trotzdem tendieren wir oft dazu, schlimme Dinge vergessen zu wollen. Wir verdrängen sie oder relativieren ihre Bedeutung oder Folgen. Doch warum ist das Vergessen von Kriegen oder anderen schlimmen Ereignissen ein Problem? Das größte Problem ist, dass wir nicht mehr aus den Fehlern der Vergangenheit lernen können, wenn wir sie verdrängen. Daraus folgt, dass man diese Fehler wiederholen kann. Die Wiederholung solcher Fehler fängt schon klein an. Der zweite Weltkrieg wurde von den Nazis angefangen, die dachten, sie seien besser als andere Völker. Sie unterdrückten und verfolgten diese und schränkten ihre Freiheit ein. Auch heutzutage werden oft Minderheiten ausgegrenzt oder zum Sündenbock für Probleme gemacht. In Deutschland sind das oft die Immigranten. Doch so eine Unterscheidung zwischen Menschen ist gefährlich, denn es kann, so wie früher, zu einem Krieg führen, der Millionen von Menschen das Leben kostet. Also dürfen wir niemals vergessen, wozu die Unterdrückung von Freiheit führen kann und wir müssen daraus lernen, damit es sich nicht wiederholt. Auch, wenn es bequemer wäre, alle schlechten Dinge der Vergangenheit zu vergessen.
Silvana, 9b
Der 8. Mai ist der Tag der Befreiung. Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Die NSDAP wurde von den Alliierten besiegt und die Leidenden wurden befreit.
Befreiung bedeutet für mich Erlösung, ein Gefühl von Erleichterung, dass man, wenn man noch nie befreit wurde, nicht verstehen kann. Wenn man Jahre unterdrückt wurde, ist das Gefühl von Freiheit unwirklich und unbegreiflich. Und nach dieser Befreiung soll man einfach weiterleben. Alle sagen, dass es vorbei ist, dass jetzt alles wieder gut ist, aber ich glaube, das kann man in dem Moment nicht begreifen. Ich wurde noch nie befreit, aber ich kann mir auch nicht richtig vorstellen, wie es ist, wenn man ums Überleben kämpft und es plötzlich vorbei ist, wenn man einfach leben kann, ohne Angst zu haben. Ob diese Angst jemals verschwindet, weiß ich nicht. Wenn ich an den 8. Mai denke, hoffe ich, dass viele Menschen mit mir daran denken, damit es nie wieder vergessen wird. Denn ich habe Angst, dass so etwas noch einmal passiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man im Bett liegt und Bombeneinschläge und Schüsse hört und vor allem, dass das alles normal ist, dass es zum Alltag gehört. Ich glaube, dass es einen Menschen kaputt macht, so etwas mitzuerleben, und dass diese Angst nie ganz verschwindet. Sie verblasst, bleibt aber im Hinterkopf. Wenn ein Mensch von Unterdrückung befreit wird, aber vorher nicht bemerkt hat, dass er unterdrückt wurde, was fühlt dieser Mensch dann? Könnte er dann einfach so vertrauen? Ich bin so dankbar dafür, dass ich in Frieden und Freiheit leben kann, dass ich keine Angst haben muss, die Augen zu schließen.
Und wenn mehr Menschen diese Angst haben, können wir vielleicht verhindern, dass andere Menschen in Angst leben müssen. Wenn wir uns jeden Tag, oder zumindest am 8. Mai, daran erinnern, dass Frieden und Freiheit nicht selbstverständlich sind, lernen wir vielleicht unser Leben mehr zu schätzen und können unseren Teil dazu beitragen, dass es anderen Menschen besser geht. Wir müssen etwas dafür tun und wir können damit anfangen, uns zu erinnern.
Lena, 9a
Tag der Befreiung
Am 8. Mai wachte Tobi zu Gejubel und Klatschen auf. Er wusste nicht, wieso sie alle klatschten, weil seit vielen Jahren niemand mehr wirklich glücklich war und definitiv nicht jubelte. Wegen des Kriegs war die Zeit sehr schlimm, weil jeder in Angst lebte. Seine Familie wurde fast im Krieg getötet und hat gerade so überlebt. Die ganze Stadt wurde im Krieg zerstört und man hat nur probiert, zu überleben. Tobi fragte sich, warum sie jubelten und ging ganz schnell nach unten, weil seine Eltern auch nicht zuhause waren. Als er nach draußen ging, waren tausende Menschen auf den Straßen, die zusammen feierten. Er probierte, seine Eltern zu finden und nach kurzer Zeit hatte er sie auch gefunden. Sie liefen zu ihm und umarmten ihn, so wie sie ihn noch nie umarmt haben. Tobi fragte, wie sie in so einer Zeit feiern konnten. Doch seine Eltern sagten direkt: „Der Krieg ist zu Ende, deswegen feiern wir so“. Tobi fragte: „Ist das ein Traum?“. Seine Eltern kniffen ihn und sagten zusammen: „Nein“. Als Tobi das hörte, feierte er den ganzen Tag mit allen das Kriegsende. Später im Bett fragte er sich, wieso Menschen so etwas tun können, nur für ein bisschen mehr Macht. Er hat auf die Frage keine Antwort gefunden.
Jonas, 9d
Manchmal glaube ich zu wissen, was Freiheit ist, was Befreiung ist. Ein Zustand, in dem man sich leicht fühlt, nicht weiß, was wo ist, wer wann ist. Ein Gefühl, welches man fühlt, wenn man mal so richtig dicht ist.
Aber, vor allem, wenn man mich auf einer tiefgründigeren Ebene fragen würde, würde ich was anderes behaupten.
Freiheit oder auch Befreiung ist für viele unterschiedlich. Für einige ist es, wie bereits genannt, ein Moment im Rausch. Ein Windzug im Sturm. Ein Tropfen im Ozean.
Mittlerweile verstehe ich aber auch, dass es für viele Individuen ein Kampf ist, eine Herausforderung, ein Opfer. Eine Sehnsucht, die noch so unmöglich klingt, die noch so weit klingt.
Für sie bedeutet Freiheit ein wohles Gefühl. Sicherheit. Frieden. Die Abwesenheit von Angst und Zweifel. Von Leid und Schmerz. Ob im Kopf oder am Körper, ob zerstörend oder verstörend. Etwas, was sie nicht haben, was sie nie hatten.
Nicht jeder verdient diese Art von Befreiung. Doch jene, die es tun, sind Leidende, Schmerzende, wahre Kämpfer.
Wahre Kämpfer, weil sie genau das durchmachen, worüber wir lachen und Scherze machen. Und doch sehnen sie und streben sie nach etwas, was für uns selbstverständlich ist. Was wir nicht spüren, nicht einmal sehen. Nicht schätzen und nicht wahrnehmen. Ein Moment, ein Windzug, eine Träne.
Freiheit.
Helin, 9c
Freiheit hat auch Schattenseiten
80 Jahre ist es her,
da endlich Freiheit kam über das Meer,
es war doch wirklich Frieden da,
nach so manchem traurigen Jahr,
doch die Ängste und der Zorn waren nicht vorbei,
nach großem Hunger und Quälerei,
Denn so leicht- nein! Vergisst du nicht,
das seh‘ ich doch in deinem Gesicht
Wie hat man mit Freiheit umzugehen?
Sieht man die Welt oder bleibt man stehen?
Dies liegt in deinem eigenen Ermessen
Vielleicht willst du Geschichte schreiben oder man soll dich vergessen,
Die Welt steht dir offen also nutze sie aus,
bereise die Welt und komm wieder nach
Jannike, 9d
Über Freiheit schreiben, aber kann man das wirklich zeigen, mit nur ein paar Zeilen?
Was ist Freiheit für dich? Was fragst du mich?
Ich bin jung und in Freiheit aufgewachsen, Freiheit, was soll ich dazu sagen, ist halt mein Leben, ich kann nicht klagen.
Ich habe die Freiheit alles zu tun, alles zu machen, alles zu schaffen, ein Privileg. Und ja auch im Krieg konnte mancher sich das erhaschen. Aber wie sah das für die Mehrheit aus? Nicht so, das weiß ich auch. Viel ändern? Können wir nicht mehr, sich in diese Lage hineinzuversetzen ist schwer. Ja wir leben in Freiheit, haben auch eigene Sorgen, trotzdem müssen wir erinnern, für die Gesellschaft von morgen. Denn einige die wollen vergessen, haben eigene Interessen, aber wir sollten das nicht tun, sonst können wir in Zukunft nicht mehr ruhen.
Denn Freiheit ist vergänglich und das sie vergeht, das wollen wir nicht!
Lotti, 9d
Der 8. Mai 1945 – ein Tag, der nie in Vergessenheit geraten darf.
Er ist eine Niederlage, wie auch ein Sieg und der Beginn eines neuen Kampfes gegen Nationalismus und Rassismus, ein Kampf, der bis heute andauert.
Das macht den 8. Mai so wichtig, da ohne ihn die Geschichte vergessen wird – und dieser Krieg. Diese Geschichte darf man nicht vergessen, sonst hat man den Kampf gegen den Nationalsozialismus verloren. Eine Niederlage war es für eine lange Zeit, bis es geändert wurde – in den 1970ern -, und zeigt Unterstützung dafür, was die Nazis gemacht haben.
Es ist beschämend, für ganz Deutschland, besonders, weil Menschen sie noch unterstützen.
Doch schämen sollten wir uns nicht, wir sollten uns motiviert fühlen, dass so etwas nie wieder passiert, dafür sollten wir kämpfen. Ein Kampf für die Demokratie, gegen die Rechtsradikalen.
Damit wir ein Deutschland haben, das nicht andere Länder und Kulturen unterdrückt, sondern schätzt und beschützt. Die deutsche Scham soll durch Stolz ersetzt werden, weil Deutschland dann für Befreiung und Akzeptanz steht, ein Symbol der Besserung, mitten in
Europa.
Der Tag der Befreiung ist ein Neustart, für ganz Deutschland, ein Nullpunkt, der uns auf einen Weg der Besserung geschickt hat, doch dieser wird von einem weiteren Kulturwandel unterbrochen, einer, der von Falschinformation und Manipulation geprägt ist.
Wir brauchen den Tag der Befreiung als Beispiel und als Zeichen für ein besseren Weg, einen der Demokratie und der Akzeptanz, für andere Völker und Kulturen und der Integration.
Der Tag steht für Inklusion, durch Niederlage.
Denn manchmal muss man verlieren, um zu lernen.
Torin, 9b