
Das Theaterstück ist aufgeführt, hier gibt es Bilder der Aufführung, den Bericht und den Videomitschnitt:
Wer hätte gedacht, dass ein einfaches Schultheater-Projekt solche Ausmaße annimmt? Etliche Überstunden bei allen Beteiligten aus den unterschiedlichsten Gründen. Alles letztendlich zugunsten des ganzen Projekts: unserem Baby. Und jetzt hat es laufen gelernt und wir werden es wohl nie wiedersehen. Aber es bleibt in unseren Köpfen und, wenn es so gut beim Publikum ankam, wie das Feedback vermuten lässt, dann wird dieses Baby auch noch in ganz vielen anderen Köpfen weiterleben.
Irgendwann Ende 2015 hat es endlich mal bei uns geklingelt, dass wir uns so langsam dann doch mal überlegen sollten, was wir eigentlich spielen wollen. Wir wussten schon recht lange, dass wir ein Stück mit vielen ähnlich umfangreichen Rollen, ohne Liebesgeschichte und mit Musik haben wollten.
Im Dezember ist dann endlich nach vielen Diskussionen, sogar einer Klausuraufgabe über die Entscheidung, ob „Westside Story“ oder „Kopfsprung ins Dunkel“ (ein Schülerstück, welches wir im Internet gefunden hatten) doch eher in Frage kommt, hin und wieder Streitigkeiten und Genervtheit gefallen. Romeo und Julia. Wie das jetzt zu unseren ursprünglichen Vorstellungen passen sollte, wissen wir bis heute noch nicht. Fakt ist: es hat sich doch irgendwie jeder, früher oder später, mit diesem Plan abgefunden.
Ende Dezember standen dann auch die Produktionsteams fest: Regie, Produktion, Szenographie und Dramaturgie. Letztere hat dann auch direkt im Januar begonnen, den Text – die alte Sprache sollte es sein – von gut drei Stunden auf zweieinhalb zu kürzen.
Immer wieder hat sich das Dramaturgie-Team nachmittags bei irgendjemandem getroffen und gekürzt, klargestellt, was mit diesen komischen Satzgebilden eigentlich ausgedrückt werden soll, und wegen kleinster Worte hin und her überlegt, was das Zeug hält.
Im Februar stand der fertige Text dann endlich und wir alle, besonders Romeo, konnten endlich mit Lernen anfangen. Damals dachten wir ja noch: vier Monate sind ewig viel Zeit.
Ab jetzt konnten wir so richtig mit Proben anfangen. Die Produktion hatte immer ein wachendes Auge über das ganze Geschehen, hat dafür gesorgt, dass alles reibungslos läuft, und gab die Probenpläne vor. Die Dramaturgie war eigentlich so weit mit ihren Aufgaben fertig, stand aber bei Verständnisfragen oder Textänderungswünschen immer noch zur Verfügung. Und die Regie arbeitete, unter Betreuuer und Ratgeber Herrn Hoffmann, Stück für Stück immer mehr des letztendlichen Endkonzepts aus.
Etwa ab April wurde uns dann plötzlich klar, dass wir nur noch zwei Monate Zeit hatten. Das Projekt drohte zu scheitern. Die großen Rollen hatten Probleme mit dem vielen Text, die Szenographie hatte Angst, nicht rechtzeitig mit alledem fertig zu werden, was sie schon geplant hatte. Die Produktion verzweifelte völlig am Zeitmangel und die Regie hatte mit Herrn Hoffmann schon über mögliche Terminänderungen oder andere Maßnahmen zur Zeitgewinnung gegrübelt.
Jetzt wurden auch die ersten Stimmen laut mit Sätzen wie: „Wir schaffen das doch eh niemals.“, „Ich hab’ doch nur so eine kleine Rolle und bin doch total überflüssig für das Stück.“, „Ich hab gar keine Lust mehr. Können wir das nicht einfach alles aufgeben?“ laut.
Aber nein. Wir mussten das jetzt auch durchziehen und jeder Einzelne, egal wie groß die Rolle oder der Aufgabenbereich hinter den Kulissen war, war wichtig und unverzichtbar.
Und wir haben es geschafft. Es gab viele Überstunden und so mancher Lehrer musste unsere Klasse mal für ein bis zwei Stunden entbehren, damit wir die Stunden zum Proben nutzen konnten. Drei Projekttage, an denen wir jeweils acht bis zehn Stunden in der Schule waren und gearbeitet haben. Zwei Tage im Kulturwerk selbst, um das Licht zu machen, die Bühne kennen zu lernen und einen Gesamtdurchlauf auf dieser Bühne hinzubekommen.
Nebenbei musste sich ein kleiner Teil noch die Chorusse (Gesang mit Cello) reinprügeln, damit dieser kleine Musikbeitrag, um den wir uns auch viel zu spät gekümmert haben, auch wirklich läuft. Es gab ja mal wieder keinen Plan B.
Und dann war es soweit. Der Tag der ersten Aufführung war gekommen und mit ihm rund 230 Menschen, die sich das ganze Ergebnis doch tatsächlich angucken wollten. Es musste jetzt also wirklich alles klappen. In den Proben lief es ja schon ziemlich gut. Das musste jetzt nur auch noch unter stark erhöhtem Adrenalin und unter Aufsicht von sehr, sehr vielen Augen funktionieren.
Doch es hat alles geklappt. Ein paar kleine Schönheitsfehler und vielleicht einmal eine kleine Passage Text vergessen zu sagen, aber ansonsten haben wir das Publikum verdammt noch mal vom Hocker gerissen. Zumindest fühlte sich das Feedback durch den Applaus und nach der Aufführung so an.
Die ganze Arbeit und der Schweiß, die Tränen und die Nervenzusammenbrüche hatten sich doch gelohnt. Und jetzt ist es eher traurig, dass es nur diese beiden Aufführungen gab. Wir haben da ein halbes Jahr drauf hingearbeitet, viel Freizeit geopfert und beinahe unsere gute Klassengemeinschaft aufs Spiel gesetzt. Und das alles für insgesamt fünf Stunden vor Publikum. Irgendwie traurig. Aber es hat unglaublichen Spaß gemacht und uns so sehr zusammengeschweißt, dass sich all die Strapazen doch gelohnt haben.
Pheline Mouton, Q1k