Kapitel 1
Gaya reckte und streckte sich. Langsam ging die Sonne auf. Der Horizont färbte sich rot-orange. Es war ein kalter Januartag. Die Bäume waren noch schneebedeckt. Plötzlich hörte sie ein leises Fiepen. Es war Lydia, die mit einem großen Satz zu Gaya sprang. „Ist Nayla schon da?“, fragte sie. „Nein, sie hat gestern wegen eines Vorfalls abgesagt“, antwortete Gaya. „Was für ein Vorfall?“, fragte Meralja, die in steilem Sturzflug auf die beiden zuraste. „Phönix istseit gestern spurlos verschwunden“, antwortete Gaya. Meralja sagte: „Quatsch! Er passt doch immer gut auf sich auf. Er wird nur wieder schlafen. Ihr wisst doch, er ist unser Anführer, er würde uns nie allein lassen.“ Doch Lydias Stirn legte sich in Falten. „Er wird doch nicht seit gestern Mittag schlafen. Er ist nicht der Typ, der den ganzen Tag verpennt.“ Gaya stimmte ihr zu: „Außerdem sucht Nayla schon seit gestern um 15 Uhr, und wir haben noch immer keine Erfolgsnachricht.“ „Stimmt auch wieder“, sagte Meralja. „Wir müssen suchen gehen! Falls wirklich etwas passiert ist, können wir Phönix nicht einfach im Stich lassen. Was ist, wenn er unsere Hilfe dringend braucht?“ „Klar, wir müssen nur noch einen Plan schmieden, wie wir an die Sache herangehen.“ Gayas Idee stimmten alle zu.Ungefähr einen halben Tag lang berieten sie, bis alle Pläne standen. Gaya wiederholte noch einmal: „Als erstes müssen wir zum großen Wasserfall und die ganze Umgebung nach Phönix absuchen. Dort wartet auch Nayla auf uns. Mit Nayla zusammen ziehen wir dann weiter zur Schlucht. Dort müssen wir gut aufpassen, denn da lauern einige Gefahren. Wenn wir dort fertig gesucht haben und Phönix immer noch nicht gefunden haben sollten, machen wir uns auf den Weg zur alten Burg. Dort müssen wir uns vor dem Geist der alten Gräfin hüten. Als letzte Station peilen wir dann den Glitzersee an. Wenn wir ihn dann nicht gefunden haben, müssen wir wohl aufgeben, aber erst einmal brechen wir auf zu Teil eins unserer großen Reise.“
Kapitel 2
Eine weitere Stunde verging. Gaya hatte beschlossen, als Anführerin der Gruppe zu dienen. Sie zogen jetzt schon seit einer Dreiviertelstunde durch den Wald, auf dem Weg zum Wasserfall. „Noch ungefähr zwei Stunden Fußmarsch“, verkündete Gaya. Doch keiner stöhnte auf, dennsie waren wild entschlossen, Phönix zu finden. Das war ihnen sogar wichtiger als 2 ihre Füße und Pfoten, die am Ende der langen Reise mit Blasen übersät sein würden. Vom Waldrand pflückte Lydia ein paar Pilze, denn sie waren ohne jeden Proviant aufgebrochen. „Bist du sicher, dass die Pilze nicht giftig sind?“, fragte Meralja. „Das sind Steinpilze“, sagte Lydia, „seit wann sind Steinpilze giftig?“ „Wenn du dir sicher bist, dass es Steinpilze sind…“, erwiderte Meralja.„Kommt, wir gehen weiter!“, sagte Lydia.Bald kam die Gruppe am Wasserfall an. Nayla hatte sich seitlich der hohen Steinwand, an der das Wasser herunterrauschte, zum Ausruhen hingelegt. Gaya stupste sie sanft an. „Alles okay?“ „Ja, ich habe auf euch gewartet.“ „Toll, dann können wir alle zusammen weitersuchen, denn jetzt sind wir vollständig. Außer Phönix natürlich“, schloss Meralja. Nayla erwiderte: „Den vorderen Teil um den Wasserfall herum habe ich schon abgesucht. Ich bin leider noch nicht ins Gebüsch vorgedrungen. Ihr wisst, ich habe Angst vor Mistkäfern.“ „Na, dann fangen wir doch da an“, rief Meralja. Zusammen zogen sie ein paar Meter weiter. „Ich gehe vor“, sagte Gaya. Die anderen folgten ihr durch einen engen Gang durch das Gebüsch. „Jetzt müssen wir die Steinwand hoch“, rief Gaya den anderen zu. Meralja rief: „Ich fliege!“ „Das tust du nicht!“ erwiderte Gaya. „Deine Federn bleiben schneller an Dornen hängen als du denkst.“ „Na gut…“ Währenddessen empörte sich Nayla: „Wie soll ich denn mit meinen Hufen eine Steinwand hochkommen?“ Gaya war langsam genervt. „Es gibt genug Vorsprünge.“ „Für mich als Eichhörnchen ist das überhaupt kein Problem“, meldete sich Lydia zu Wort. Dann ging es los. Langsam kletterten sie alle die steile Felswand hoch. Sie waren gerade alle oben angelangt, da passierte es: Meralja verlor das Gleichgewicht und stürzte vornüber ins Wasser.